Mai 142013
 

 Jenny Genzke im Zeitungsinterview zum Thema Kleidertausch (mit freundlicher Genehmigung der Kölner Rundschau)

 

Die zu enge Jeans gegen eine bunte Bluse

Rundschau-Serie: Ob privat oder öffentlich – Kleidertauschen wird immer beliebter

Von VERENA SCHÜLLER

Wenn sich Jenny Genzke mit ihren Freundinnen trifft, gibt es erst einmal Hugo, ein Getränk aus Prosecco und Holunderblüten-Sirup. Dann beginnen die Freundinnen sich langsam dem zu nähern, weshalb sie sich für heute verabredet haben.
Jede hat einige Kleidungsstücke von zu Hause mitgebracht, Genzke nimmt sich nun des Klamottenhaufens an. Nach und nach hält sie ein Oberteil, einen Rock, eine Hose in die Luft. „Wär das nichts für dich, Vera?“, schlägt sie vor. Und schon startet die Anprobe. Kleidertauschen wird immer beliebter – ob privat  zu Hause oder bei öffentlichen Events. Tauschbörsen gibt es in Köln bei sozialen Einrichtungen oder Bürgerzentren, im universitären Umfeld oder inCafés, singulär oder als professionelle Großveranstaltung. Längst ist das Auftragen der Kleidung anderer vom Schmuddel-Second-Hand Image zur trendigen Freizeitgestaltung mutiert. Ein Trend, der in den USA als „swapping“ bekannt geworden ist. Kein Wunder, denn gerade in Sachen Mode wird gerne ausgemistet und Neues gekauft. Doch diesem Über konsumstehen immer mehr Menschen kritisch gegenüber. „Wir leben im Materialüberfluss“, sagt auch Genzke. „Statt wieder etwas Neues zu kaufen, sollten wir die gegebenen Ressourcen teilen.“
Deswegen macht sie jährlich meist zwei öffentliche Kleidertausch-Veranstaltungen. Die Idee dazu hatte sie bereits im April 2000, als sie Klamotten ihrer Oma aussortierte. „Vieles davon war mir zu wertvoll, ich wollte gerne wissen, wer es trägt“, erinnert sich die 32-Jährige, die in Sülz lebt und in der Kleinkunstszene tätig ist.

 

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„Wär das nichts für dich?“ Beim Event „Swap in the City“ im E-Werk lassen sich neue modische Kombinationen finden. (Foto: Schmülgen)

So lud sie ihre Freundinnen ein, zeigte ihnen die Kleidung und verschenkte sie, denn ihre Mädels waren von so manchem der Retro-Stücke ganz angetan. So startete Genzke neben den privaten auch die öffentlichen Veranstaltungen, an wechselnden Orten zu losen Terminen, zuletzt im Bürgerzentrum Engelshof. „Das Publikum beim Kleidertausch ist sehr gemischt“, sagt Genzke: „Künstler, Lehrer, Studenten . . .“ Wichtig ist ihr vor allem eines: „Ich verdiene daran nichts.“ Denn jeder kann sich anmelden, Kleidung mitbringen und andere mitnehmen. Nur wer nichts mitbringe, zahle drei Euro Eintritt. Alle Klamotten, die übrig bleiben, gibt sie ab für einen guten Zweck. In immer mehr Freundeskreisen werden zu Hause Klamotten und Accessoires getauscht, meist von Frauen. Im großen Stil geht es hingegen bei „Swap in the City“ im E-Werk zu. Am 23. Juni ist es wieder soweit.

Von 16 bis 21 Uhr können hier modebewusste Mädels gebrauchte, aber hochwertige Kleider abgeben und erhalten dafür einen Swap Credit, den sie dann wieder gegen Kleidung eintauschen können. Zudem wird eine Beauty Tombola angeboten, da viele Sponsoren mit ihren Produkten vertreten sind. Tickets gibt es für 18,60 Euro. Die vorangegangenen Events im E-Werk lockten eine Menge vor allem weiblicher Besucher an. Jenny Genzke motiviert auch andere, ebenfalls privat Kleider zutauschen. „Es ist gut, das weiterzugeben.“ Generell werde es so sein, dass immer mehr Menschen tauschen statt zu kaufen, ist sie überzeugt. Positiver Nebeneffekt sei auch das kreative Kombinieren: Viele probierten Neues aus, sagt Genzke. Und dann beginnt sie zu schwärmen: „Ich habe zum Beispiel von meiner Freundin Jana ein wahnsinnig tolles schwarzes Samtkleid.“

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